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Stammzelle und Kerngebiet: Der Witscheiner Herrenberg

Gross. Noch größer

Eine Scheidung. Schon ein paar Jahre her. Die Eltern dividierten ihre Sachen auseinander. Das Weingut wurde zwischen den Kindern, vor allem zwischen den beiden kelternden Brüdern aufgeteilt. Danach sind es nun zwei Weingüter. Und eines davon steht gar nicht in Österreich.

Das ist Kurzfassung der Entwicklungen im südsteirischen Weingut Gross. Das steht fast mittig in der Lage Nussberg in Ratsch an der Weinstraße. Wer die Gegend kennt, weiß, dass die Südsteiermark eines der schönsten Weinbaugebiete der Welt ist: schöner als die Toskana sogar, denn in der Südsteiermark bleibt es das ganze Jahr über grün. Das Satte der Landschaft, das verdanken die Südsteirer dem Regen, der hier häufiger fällt als in anderen Weinbaugebieten des Landes. Nicht das südsteirische Gamlitz sondern Retz in Norden des Weinviertels ist Österreichs wärmster und trockenster Weinort. Und Regen mag seine Vorteile haben, in der Südsteiermark beten die Winzer jedoch jedes Jahr für weniger Regen. Und sie verfluchen den Hagel. Was wenig nützt, er kommt trotzdem.

Stammzelle und Kerngebiet: Der Witscheiner Herrenberg

Die Lage Witscheiner Herrenberg hat für das Weingut Gross eine besondere Bedeutung. Und sie hat noch dazu eine richtig einzigartige Geschichte, die einen einzigartigen Wein garantiert. Doch das wollen nicht wir erzählen; wir überlassen das Erzählen in diesem Fall lieber Johannes Gross, jenem Winzer, der den Witscheiner Herrenberg heute bewirtschaftet. Bitte, Johannes Gross, erzähl' mal.
„Also ich erzähle mal kurz die Geschichte unseres Weingartens „Witscheiner Herrenberg“, der uns deswegen so sehr am Herzen liegt, weil er der Gründungsweingarten unseres Weinguts ist – unsere erste Anbaufläche überhaupt. Zuerst die geschichtliche Abfolge

  • 1907: Kauf des Weingartens durch meinen Ururgroßvater

  • 1919: Friedensvertrag von St.Germain nach Ende des ersten Weltkriegs. Danach die neue, bis heute gültige Grenzziehung. Der Weingarten bleibt trotz neuer Grenze in Familienbesitz.

  • 1945: Enteignung durch das kommunistische Jugoslawien nach Ende des zweiten Weltkriegs. Die Annäherung an Staatsgrenze wird strikt verboten. Der Weingarten ist weg.

  • 1953: Gleichenberger Abkommen, Rückerstattung des Witscheiner Herrenberg. Neuer Status: „Historischer Doppelbesitz“. Das bedeutet, die Weine können als „steirische Weine“ bezeichnet werden. 

  • 2018: Eu-Recht wird gültig. Keine weitere Erlaubnis diesen Wein "Steirischen Wein" zu nennen. Das tut der Qualität der Weine des Witscheiner Herrenberg natürlich keinen Abbruch.

Was mich an unserer Lage Witscheiner Herrenberg fasziniert ist zum einen, dass die Reben noch von meinem Großvater selbst gepflanzt wurden, zum anderen die Geschichte des Weingartens selbst, bzw. sein Status des „Historischer Doppelbesitz“. Als der Weingarten 1907 gekauft wurde, stand er noch in Österreich-Ungarn, nach Kriegsende im SHS Staatenbund (dem jugoslawischen Königreich), dann gehörte er zum Deutschen Reich, dann wieder wurde er erneut jugoslawisch und heute steht er schließlich in Slowenien. Es gibt weltweit wohl kaum einen anderen Weingarten, der in 100 Jahren fünfmal die Nation wechselte.
Wir ernten dort über all die Jahre – egal, welche Nation den Witscheiner Herrenberg auf ihrem Boden stehen hatte und hat. Und über all die Jahre konnte der Witscheiner Herrenberg immer seine steirische Herkunft am Etikett tragen. 2018 wurde das leider untersagt.

Mich stimmt das traurig und ich kann das nur als Geringschätzung der Leistung unserer Vorfahren seitens der Politik wahrnehmen. Aber so ist Politik nun einmal: Man muss mit ihr leben lernen. Auch wenn die Weine vom Witscheiner Herrenberg nun nicht mehr die Steiermark im Etikett aufführen dürfen, bleiben sie trotzdem steirische Weine. Und auf immer Weine des Weinguts Gross.

Was uns laut Gesetzgeber aber weiterhin zusteht ist, dass wir den Status „Historischer Doppelbesitz“ in der Vermarktung verwenden dürfen. Das ist immerhin ein Bisschen Historie, von der wir erzählen können.

Der Wein selbst ist, ähnlich der Geschichte seines Weingartens, außerordentlich und schwer fassbar. Mit 85% Sauvignon und 15% Muskateller in einem Gemischten Satz geerntet und verarbeitet, liegt er aromatisch zwischen den Welten der in der Steiermark meist üblichen Reinsortigkeit. Und er ist, wird und bleibt dadurch immer ein sehr singulärer Wein mit einem einzigartigen Geruchs- und Geschmacksprofil.

Somit ist dieser „Historische Doppelbesitz“ im Allgemeinen und unser Weingarten im Besonderen das Zeichen dafür, dass Grenzen, die andere am Papier ziehen, keine Macht besitzen. Nur haben das noch nicht alle richtig verstanden.“

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Gross

Nicht warm, nicht arm an Regen. Dafür aber echt schön

Die Südsteiermark ist also kein einfach zu bewirtschaftendes Weinbaugebiet. Bis 1918 war die damalige Steiermark, zu der auch Teile des heutigen Sloweniens gehörten, die größte Anbauregion der Monarchie. Steirische Weine waren damals die einzigen, die mit den Weine des Tokaj und den Ruster Ausbrüchen aus Österreich-Ungarn in die Welt exportiert wurde. Neueren Generationen, also Menschen die in den Achtzigerjahren und später mit dem Weintrinken begonnen haben, erscheint die Südsteiermark nur deswegen als junge Weinregion, weil das pittoreske Hügelland viele Jahrzehnte in eine Art Winterschlaf gefallen war. Wie brutal die Teilung der steirischen Weinbaugebiete 1919 zugunsten der ersten Jugoslawischen Republik durchgezogen wurde, zeigt heute noch der Grenzverlauf in den Weingärten der Lage Zieregg – der Hang wurde quasi zerrissen. Eine ähnlich absurde Grenzziehung durch ein Weinbaugebiet gibt es weltweit nur noch ein paar Kilometer weiter südöstlich im Collio – beide Schollen die Erbstücke verlorener Kriege des ersten Vielvölkerstaats Europas.

Zurück zur Familie Gross und zurück an und auf den Ratscher Nussberg. Alois Gross steht am familiären, riesigen Esstisch, wo heute auch verkostet wird. Gross hat das Ruder im Familienbetrieb von 1884 bis 2006 gesteuert, er war viele Jahre das Gesicht des stets wachsenden und stets besser werdenden Weinguts. Und er ist nicht als Lotse von Bord gegangen, seine beiden „Buam“, mit 21 und 19 schon Hauptverantwortliche, sowie seine beiden Töchter wissen, wohin das Schiff gesteuert werden muss: in Richtung noch individuellerer Qualität.

Das klappt auch. Beispielsweise bei den Weinen der Lage Witscheiner Herrenberg. Witschein ist eine Ortschaft, die heute in Slowenien liegt. So wie auch die gesamte Lage der Familie Gross. Dieser Teil des Herrenbergs ist der erste Weingarte der Familie Gross, hier ist quasi der Ursprung des Unternehmens. Von den Trauben der teils 50 Jahre alten Reben keltert Johannes Gross einen gar wunderbar süffigen und trotzdem mineralsalzig gewichtigen Sauvignon. Dieser Wein ist besonders und einzigartig, weil Gross dem Sauvignon 10% Muskateller beimengt. Das ist laut Weingesetz erlaubt, einige Winzer machen das auch und schreiben es dann aber nicht drauf. Ganz anders Johannes Gross: Er steht zu dieser Cuveé, die einen ganz raren, fruchtigen und würzigen Wein ergibt.

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Nicht warm, nicht arm an Regen. Dafür aber echt schön

Die Südsteiermark ist also kein einfach zu bewirtschaftendes Weinbaugebiet. Bis 1918 war die damalige Steiermark, zu der auch Teile des heutigen Sloweniens gehörten, die größte Anbauregion der Monarchie. Steirische Weine waren damals die einzigen, die mit den Weine des Tokaj und den Ruster Ausbrüchen aus Österreich-Ungarn in die Welt exportiert wurde. Neueren Generationen, also Menschen die in den Achtzigerjahren und später mit dem Weintrinken begonnen haben, erscheint die Südsteiermark nur deswegen als junge Weinregion, weil das pittoreske Hügelland viele Jahrzehnte in eine Art Winterschlaf gefallen war. Wie brutal die Teilung der steirischen Weinbaugebiete 1919 zugunsten der ersten Jugoslawischen Republik durchgezogen wurde, zeigt heute noch der Grenzverlauf in den Weingärten der Lage Zieregg – der Hang wurde quasi zerrissen. Eine ähnlich absurde Grenzziehung durch ein Weinbaugebiet gibt es weltweit nur noch ein paar Kilometer weiter südöstlich im Collio – beide Schollen die Erbstücke verlorener Kriege des ersten Vielvölkerstaats Europas.

Zurück auf den Ratscher Nussberg. Alois Gross, der Vater von Johannes und Michael Gross, steht am familiären, riesigen Esstisch, wo heute auch verkostet wird, und schenkt dem Besuch Wein in die Gläser. Alois Gross hat das Ruder im Familienbetrieb von 1984 bis 2006 gesteuert, er war viele Jahre das Gesicht des stets wachsenden und stets besser werdenden Weinguts. Und er ist nicht als Lotse von Bord gegangen, ganz gegenteilig, er hat seine beiden „Buam“ mit 21 und 19 schon zu den önologischen Hauptverantwortlichen des Weinguts gemacht.

Das klappt auch. Beispielsweise bei den Weinen der vorhin von Johannes Gross bereits erklärten Lage Witscheiner Herrenberg. Von den Trauben der alten alten Reben keltert Johannes Gross einen gar wunderbar süffigen und trotzdem mineralsalzig gewichtigen Sauvignon. Von der Hauslage Nussberg kommen ganz wunderbare Weißburgunder, eine Sorte, die bei den Gross' in beachtlicher Qualität und Menge in die Flaschen gezogen wird.

Wir sind die Jungen Wilden hier

Gross, Tement und Polz: Das waren Dekaden lang die Jungen Wilden der Südsteiermark. Bis sie in die Jahre kamen. Manfred Tement hat, wie Alois Gross, seinen renommierten Betrieb ebenfalls sehr früh seinen Kindern übergeben. Viele Hofübergaben geschehen bei Winzern in Österreich erstaunlich früh. Manfred Tement, darauf angesprochen, sagt: „Wir wollten auch schnell ans Ruder. Du musst die Kinder lassen, wenn sie ran wollen. Sonst geh'n sie weg.“

Weiter oben steht: „Danach sind es nun zwei Weingüter. Und eines davon steht gar nicht in Österreich“. Was heißt das? Das heißt, dass die kelternden Kinder, die Brüder Johannes und Michael, ihre eigenen Arbeitswelten bekommen haben. Nicht, weil sie sich aus dem Weg gehen wollen, man hockt immer noch gerne am Nussberg zusammen; nein: Es hat sich einfach eine Gelegenheit ergeben. Und die hieß Gorca.

Die kleine Weinregion Gorca liegt auf dem Weg von Maribor nach Zagreb. Ungefähr 60 Km nach der Staatsgrenze muss man auf der Autobahn bei der Abfahrt zur Stadt Ptuj raus (übrigens eine sehr schöne Stadt) und fährt dann über einige Hügel in ein Weinbaugebiet, dass der Südsteiermark ähnelt. Der Unterschied jedoch: Die Weinreben hier sind auf Terrassen angepflanzt. Und nicht in Steilhang-Lagen. Zudem: Der Boden ist jenem der Südsteiermark ähnlich und die Gegend heißt heute noch die slowenische Steiermark.

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Nix geworden. Mit Füße ausstrecken

Hier, in Gorca, erwarb Alois Gross 2005 ein Haus und ein paar Weinhänge. Eigentlich suchte er nur einen Ort, an dem er am Wochenende mal die Füße ausstrecken konnte. Nahe. Und doch irgendwie weit weg. Nach und nach kamen die Besitzer anderer Rebstock-Parzellen zu Gross und fragten ihn, ob er nicht auch ihr Land erwerben wolle. Sie könnten mit Weinbau wenig anfangen. Er hingegen viel.

Also kaufte Alois Gross ein paar wunderbare Lagen dazu. 2011 wurde der erste Wein hier gekeltert, er heißt Colles und ist ein reinsortiger Lagen-Sauvignon. Auch im Programm: der hervorragende Furmint Gorca, der Einzelllagen-Furmint „Iglic“, der Traminec und die wunderbar süffige Weißqweincuveé Haloze.

Vino Gross in Gorca ist nun das Refugium von Michael Gross, der sich hier austoben kann. Den steirischen Leitbetrieb bekam, wie seit Napoleon so Sitte, der ältere Sohn Johannes, der eigentlich jünger aussieht als Michael. Auch hier hat sich viel geändert, das Übliche halt: weniger kleines Holz, mehr die Weine wieder lassen wie sie sind

PS: Die Brüder Johannes und Michael Gross mögen jetzt eigene Weingüter und eigene Projekte in Österreich und Slowenien betreiben, ein Projekt aber verfolgen sie nach wie vor gemeinsam: Sie keltern zwei wunderbar fruchtige Einstiegsweine namens Mitzi (Gelber Muskateller) und Jakobi (Sauvignon blanc). Das Projekt heißt - eh klar - „Gross & Gross“ und garantiert das Etablieren einer jungen, ungekünstelten und nahbaren Weinkultur, den Erhalt jenes „Leicht & Lecker“, das steirische Weine so populär macht. Mitzi und Jakobi auch sind ideale Spritzweine und so die Sommerweine schlechthin.

Alle Weine von "Weingut Gross", "Vino Gross" und "Gross & Gross" auf einen Blick!