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Rainers Wein einschenken!

Rainer Wess ist kein junger Winzer, aber ein relativ neuer Winzer. Und das in einem alten Weinbaugebiet, in welchem Landschaft seit jeher Familienweingütern gehört. Wess kam erst 2003 in die Wachau, wo er in einem Mietkeller aus gekauften Trauben gleich auffällige Weine kelterte. Warum so spät? Aus Gründen.

Gelernt hat Rainer Wess den Weinbau, das Winzern, zuerst im heimischen Weingut, in Bad-Fischau, in der Thermenregion, südlich von Wien. Er ging - wie fast alle im Nordosten Österreichs - in die Klosterneuburger Weinbauschule und brachte den Winzerberuf zum Abschluss. Doch als er zu seiner Volljährigkeit damit fertig war gab es zu Hause kein Weingut mehr: Der Vater hatte beschlossen, das Familienweingut nicht weiterzuführen. Alles für die Katz, also? Weit gefehlt!

Anfang der Neunziger hatte Rainer Wess weder Haus noch Weingärten und quasi keine Möglichkeit, ein Weingut zu übernehmen. Also ging er nach Frankreich, in das Bordelais, um dort, in einem namhaften Château, die Weinwelt abseits Österreichs kennenzulernen. Danach arbeitete er im Weinhandel, „verliebte“ sich dabei in die Pinot-Noir-Weine des Burgund und verdiente auch ausreichend, seine Familie zu ernähren. Nichts Großes, doch eigentlich angekommen.

So hätte es weitergehen können. Im Leben von Rainer Wess. Doch im Hinterkopf drängte der Wunsch, den Verlust des elterlichen Weinguts mit einem neuen, eigenen Weingut auszugleichen.

Ganz am Anfang seiner Weinguts-Träume schwebte Wess ein Betrieb vor, der ausschließlich Pinot-Noir in Flaschen füllt. Aber nach Vorbild des Bordelais – mit einem Erstwein und einem Zweitwein. Das wäre sicher ein spannendes Projekt geworden, doch als Wess dem Ruf folgte, in einem großen Betrieb der Wachau zu arbeiten, erkannte er, dass er hier, im Jetzt, seine Weingutsträume verwirklichen muss. Immer einer Phantasie nachhängen und dabei alt zu werden? Das war nicht Wess' Ding.

Gleich im ersten Jahr, 2003, kelterte Wess aus zugekauften Trauben in seinem eher kleinen Mietkeller knapp 40000 Flaschen. Und die wurde er auch los. Über die nächsten Jahre kam genug Geld zusammen, um an die Pacht und auch an den Kauf von guten Weingärten zu denken. So erwarb Wess Stück für Stück Flächen in zwei angrenzenden Anbaugebieten: in der Wachau und im Kremstal. 2010 dann war es soweit: das eigene Weingut entstand am nordöstlichen Rand von Krems, in der berühmten „Sandgrube“, wo, wie der Name sagt, Sandstein die Böden prägt.

Wess Veltliner zählen zu den ausgeprägtesten Weinen dieser Sorte, sie sind extrem würzig, wuchtig und mächtig, ohne dabei die Frische zu verlieren – Wess ist ein Könner im Umgang mit Säure. Der Riesling der Region, durch den Boom deutscher Rieslinge hierzulande in der Propaganda etwas hintangestellt, führt bei Wess das Gegenteil eines Schatten- oder Nischendaseins. Rainer Wess ist der Meinung, dass sich die alte österreichische Rieslingkultur neu etablieren muss. Um so den österreichischen Riesling vermehrt wieder zum deutschen Riesling abzugrenzen. Der österreichische Riesling ist etwas Eigenes, mit anderem Terroir als Grundlage, und aus einer anderen, südlicheren Klimazone.

Ein Paradebeispiel eines typisch österreichischen Rieslings ist Wess' Riesling Pfaffenberg aus 2015, ein frischer, delikater Wein, der Potential für viele Jahre im Keller hat. In der Nase Limette, etwas rosa Grapefruit, dann eine Spur Zitronenmelisse, gering Mandarine, gering geschälte Mandeln, danach auch nasse Marillenkerne und ganz gering Weingartenpfirsich. Im Mund, das, was man erwartet: Belebung und Appetit.

Wenn man einen richtig typischen Veltliner aus Österreich sucht, muss man Wess' DAC Reserve Weinzierlberg 2017 ins Glas schütten – anzuraten ins bauchige Burgunderglas. In der Nase Wiesenkräuter, weißer Pfeffer, etwas Brioche, gering Kamille, gering geschälte Mandeln, etwas frische Walnüsse, gering gelber Paprika und danach ein Hauch Steinobst. Im Mund saftig, cremig, wuchtig – ein Wein wie Völlerei. Selbstredend für zwanzig und mehr Jahre im Keller gedacht. Selbstredend auch heute vergnügliche Wucht.

Neben den Topweinen darf man Wess' Einstiegsweine nicht hintanstellen, jene Kelterungen aus Riesling- und Veltlinertrauben, die er in Wachau und Kremstal teilt. Sie sind Rainers reines Trinkvergnügen, Sommer- und Herbstweine mit typisch österreichischer Fruchtfrische und Terroir-Charakter.

Und Wess Wunschweingut? Die Pinot-Noir'? Auch aus dieser Idee ist etwas geworden, denn Rainer Wess hat 2011 begonnen, im Kremstal Pinot-Noir anzupflanzen. Der erste Jahrgang ist 2016, der Wein wurde in französischen Burgunderfässern ausgebaut. Das Ergebnis ist ein sehr, sehr spezieller, kühler, kantiger und moderner Burgunder, der in dieser Weißweinregion eine exzellente Ausnahme darstellt.

Was wir Nicht-Winzer von Rainer Wess lernen können? Dass man seine Träume nicht über Nacht verwirklichen kann und muss. Doch dass man ihnen über die Jahre konsequent und geduldig nachgehen sollte. Denn mit der Zeit werden sie auch wahr.