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Tag 75: Die Drei vom Ende Mai

So, liebe Gemeinde, das hier ist der vorletzte Trinkbeitrag aus meiner Quarantäne. Noch aufgezeichnet im leeren Hotel in Riegersburg/Steiermark, fertiggestellt aber schon in der Wiener Wohnung, von wo wir Ende März gemeinsam aufgebrochen sind.

Für mich ändert sich erstmal wenig, der Herr Doktor sagt, ich solle mich weiterhin von Menschenansammlungen und Menschen generell fernhalten. Grund dafür: Bis Mitte Juni wohl, und vielleicht länger, ist mein Immunsystem auf rund 60% runtergefahren. Das ist nicht nur so hingesagt, ich merke das, indem ich jeden Scheiß bekomme, auch wenn ich nicht groß unter die Leute gehe. Also Schnupfen, etwas Husten und viele Fieberblasen. Pfui!

Aber das alles ist erträglich. Und wird mit den Weinen von KATE&KON noch erträglicher. Deswegen will ich die Atterseer Wölfe erneut hier preisen. Es war mir ein Volksfest. Ohne Volk.

Irgendwann jedoch ist jeder Spaß vorbei und die meisten Menschen, so wie auch ich, haben diese Pandemie aber sowas von satt, dass sie nichts mehr davon hören und lesen wollen. Und jetzt ist auch bald Sommer und Wirtshaus, Gastgarten, Restaurant: all das, auf was ich mich freue. Ich darf halt erst etwas später einen Platz reservieren. Aber die Freude trägt mich zu jenen Tag noch schneller hin.

Die Drei, die hier dabei

Sommer = Weißwein, deswegen will ich heute gleich drei „Kwarantäneweine“ zusammenfassen, drei Weißweine völlig unterschiedlicher Machart, die eines gemeinsam haben: sie sind alle drei exzellent, zwei davon auch extravagant.

Beginnen wir mit dem Grünen Veltliner Federspiel 2019 des modernen Traditionalisten Leo Alzinger aus der Wachau. Ein Wein, das kann man gleich sagen, der jetzt noch nicht viel schmecken lässt, weil er viel zu zu ist.

Federspiele gelten seit dem Smaragdweineboom der 1990er-Jahre als leichtgewichtige und auch minderwertigere Weine aus der Wachau, als Kreszenzen, die jene Leute trinken, die sparen müssen. Doch erstens ist das Unsinn und zweitens eine zunehmend vergehende Meinung. Viele Federspielweine, so auch dieser hier, erreichen ihren Glanz und ihre Trinkreife erst nach 3-5 Jahren, manche sogar erst nach 7-10 Jahren. Erst dann machen sie mit schönen Reifetönen und ihrer immer noch schlanken Frische jene süffige Freude, die mancher Smaragd erst nach 20 und mehr Jahren erreicht. Anders gesagt: So eine reife Flasche Federspiel ist ratzeputz ausgetrunken.

In der Nase feuchte Steinobstkerne, jede Menge Zitrus, dann gering weißer Pfeffer, etwas Schneepiste am Berg, dann auch Weingartenpfirsich, junge Karotten und gelber Paprika. Im Mund noch bissig und sehr verhalten. Erkennbar: der Fruchtkern. Unbedingt ein paar Jahre weglegen. Auch wenn man das einem Federspiel vom Gefühl her nicht zuspricht – das Reifenkönnen.

Kabi kann's

Danach folgt einer der besten „Kabis“ Deutschlands, der Riesling-Kabinett aus der nun wirklich weltberühmten Lage „Wehlener Sonnenuhr“, Jahrgang 2017 von Dr. Loosen. Fruchtsüße Kabinettweinen aus Deutschland – eine Spezialität des deutschen Weinbaus, die man sonst nirgendwo in der Welt bekommt – wurden lange ähnlich im Wert herabgestuft wie die Federspielweine der Wachau. Das vor allem, weil leicht süße Weine, deren Zucker durch hohe Säure quasi neutralisiert wird, nach den Weinskandalen von vor 35 Jahren schlecht angesehen dastanden – alles Süße, auch das natürlich Süße, wurde ungerechterweise verteufelt.

Doch der schlanke „Kabi“ mit wenig Alkohol kommt wieder in Mode, ist er doch ein gehaltvoller Spaßwein, der – vor allem von der Mosel kommend – das Schieferterroir grenzgenial widerspiegelt. Lecker Fruchtsüße, eine hohe Säure und dann noch delikate Salze: besser geht kaum.

In der Nase Zuckerwatte, Mandarine, kandierte Orangen, etwas Fichtenöl, viel Ananas, etwas Mango, leicht auch Rauch und sehr gering noch Grapefruit. Im Mund wieder Mandarine, etwas Quitte und gering auch Stachelbeere. Spritzig, elegant – Sommerwein pur.

Reif von der Insel

Zum Schluss öffne ich den originellsten Wein der „Drei von Ende Mai“, den Vidonia aus Teneriffa von Suertes del Marques- das afrikanische Weinbaugebiet Spaniens und der EU. Dieser Vidonia wird aus 100% Listan Blanco gekeltert, einer Traube, von der selbst ich noch nie etwas gehört habe. Das liegt vor allem daran, dass sie in Spanien oder Südamerika als Palomino bekannt ist.

Dieser Wein von den Kanaren ist wieder eine echte Überraschung und Geschmacksbereicherung. Es ist ein richtig interessanter, aber auch großer Wein. In der Nase dominiert anfangs die Spontanvergärung (Gummiabrieb-Geruch), nach 15 Minuten aber folgen grüne Bohnen, Ginster, gerösteter Sesam, etwas Dung (durchaus bereichernd), Quitte, gering Birne, Rhabarber, Kohlrabi und auch Selchkammer-Rauch. Im Mund klar, hell und dominant auf der Fruchtseite geerdet, mit einer Schlagseite hin zur rustikalen Delikatesse. Ein Ausnahmewein, den man auch anstatt eines Essens trinken kann.