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Ay-Ay, Ayala!

Beginnen wir mit einem Ratschlag: Den derzeit angeschlagenen Volksparteien sei ein Besuch im Champagnerhaus Ayala angeraten. Nicht um sich zu besaufen, was aufgrund der Lage wahrscheinlich das Beste wäre, sondern um Erneuerung zu lernen. Und wie Erneuerung geht.

Denn kein Champagnerhaus hat sich so erneuert wie Ayala, das 2005 vom renommierten Konkurrenten Bollinger übernommen wurde. Ayala wird heute als moderne, neue, kontemporäre Marke wahrgenommen, als zeitgemäßer, hipper Kelterer, der plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht ist und die Welt der Champagner – meist alte und traditionelle Häuser – mit frischen, elaborierten und vor allem oft furztrockenen Champagnern bereicherte. Nur: Dem ist nicht so. Ayala ist eine alte Marke. So richtig alt. Und angereichert mit einer Geschichte, die viele andere Champagnerhäuser nicht erzählen können, weil sie eine solche nicht haben.

Ayala: Der schöne Name, ein Killer für Legastheniker, klingt erstmal sehr fremd, sehr südländisch, gar arabisch. Und das ist gar nicht so falsch, denn die Familie Ayala kommt ursprünglich aus Spanien und hat weit zurückliegende, maurische Vorfahren, die zum Christentum konvertierten. Don Antonio de Ayala-Vergara wurde 1751 Finanzminister der spanischen Kolonie Neugranada. Sein gleichnamiger Sohn stieg in die Führungselite auf und unterzeichnete für Spanien den Friedensvertrag mit dem Revolutionär Simon Bolivar, aus dem das Land Kolumbien hervorging. Wie viele Spanier in den lateinamerikanischen Kolonien waren auch die Leute von Ayala damals eher der neuen Welt zugetan als eine Fregatte zurück nach Europa zu besteigen.

Der Hauch des Revolutionären. Nicht nur im Champagner

Europa war aber nicht zu Gänze out in Lateinamerika. Da war ja die französischen Revolution, die die anti-spanischen Revolutionäre an die eigene Revolution erinnerte. Und Frankreich war laizistische Republik, während sich Spanien, rückständig, verschlossen und veraltet, fest in den Händen der Kirche und des Adels befand.

Edmond de Ayala, schon in Kolumbien geboren, übersiedelt gegen 1855 nach Paris, wo er später kolumbianischer Konsul wurde. 1860 heiratete er Gabriele von Albrecht, eine Gräfin deutscher Herkunft, die als Mitgift ein Schloß und Weinberge in Ay (kurioserweise die ersten beiden Buchstaben des Familiennamens Ayala) in die Ehe mit einbrachte. Edmond Ayala - der ja als Politiker und Diplomat wusste, wie schnell man in diesen Jahren durch Intrigen seinen Kopf verlieren kann - kehrte nicht mehr nach Kolumbien zurück und trat aus den Diensten des Landes aus. Die Champagne war fortan seine Heimat und der Champagner sein Geschäft. Gemeinsam mit seinem Bruder, der in London lebte, baute er eine Marke auf, die damals schnell zu den berühmtesten Marken der Region wurde. Ayala, der Champagner mit dem so fremd klingenden, schönen Namen, wurde Lieblingsgetränk der neuen progressiven Bourgeoisie und der Künstler - etwa des Journalisten und Literaten Emilé Zola. Nach dem ersten Weltkrieg zählte Ayala in England und Spanien zu den meist getrunkenen Champagnern - ein kleiner Konzern, der da entstanden war.

Jede Vergangenheit hat eine Zukunft

Die Umbrüche nach dem zweiten Weltkrieg ließen die Erben der Ayalas das Haus verkaufen und so wanderte es viele Jahre auch durch zweifelhafte Hände, bis es 2005 von Bollinger gekauft wurde, die, als einziges Haus, gleich kapierten, was man mit so einer alten, ehrwürdigen Marke anstellen muss: diese komplett runderneuern.

Diese Aufgabe übertrug Bollinger Jerome Philipon und Hadrien Mouflard, die Ayala sozusagen brutal neu aufstellten. Im Gegensatz zu den Jahren seit der Gründung sollte Ayala von nun an nicht mehr nur mit seiner Vergangenheit in Verbindung gebracht werden, so ratsam das auch schien: Philipon und Mouflard suchten weniger die Familientradition als die Tradition des Revolutionären bei Ayala. Und Revolution bedeutet eben auch, auf Tradition zu verzichten, wenn es eine neue Geschichte zu erzählen gibt.

Ein Teil dieser neuen Geschichte, die Ayala binnen weniger Jahre als runderneuertes Weingut dastehen ließ, sind die drei wesentlichsten Punkte der Reform. Erstens: Das einst riesige Haus produziert heute nur mehr rund 800000 Flaschen pro Jahr – manchmal sogar weniger. Das ist wenig für die Champagne, wo man sonst in Millionen Flaschen denkt. Damit macht sich Ayala bei gesteigerter Beliebtheit rar und wird wegen des immer noch moderaten Preis der Flaschen auch zum erschwinglichen Kultprodukt. Zweitens: Mit seinen Null-Dosage-Champagnern hat das Haus schon sehr früh auf die neue önologische Moderne reagiert und begriffen, dass diese Bestand haben wird, dass sie bleiben wird. So wurde Ayala zum Teil der Avantgarde. Ohne dabei überzuschnappen. Und drittens: Bollinger hat Ayala sofort als komplett eigenständige Marke etabliert und sieht keine Veranlassung, die Eigentümerschaft überall herauszuposaunen, wie es etwa Moet mit Dom Perignon tut. Ayala ist Ayala und darf nur Ayala sein. Gut gemacht, Bollinger.

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