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Tag 81 (letzter Folge): Italien reloaded

Danke, dass Sie hier dabei gewesen sind. Danke, dass sie meine Quarantäne begleitet haben, meinen Rückzug vor Covid-19, jenes Virus, das mich, als Teilzeit-Immungeschwächten, mein Leben kosten kann. Im Juli ist die Qual vorbei – das Zuballern mit rettender Chemie. Dann wird operiert. Und basta!

Niemand will mehr auch nur irgendwas von diesem Virus hören, egal, ob es jetzt megatödlich oder nur so gefährlich wie eine Grippe ist. Jeder will, dass diese Lähmung vorbei ist. Und sie wird vorbei sein. Frühestens, wenn es Medikamente zur Behandlung der Erkrankten gibt (und kaum jemand mehr dran sterben muss – auch die Alten und Schwachen nicht). Spätestens mit einem Impfstoff, der wohl irgendwann Ende des Jahres nicht nur entwickelt sondern auch verfügbar sein wird.

Wenn das alles Wirklichkeit ist, 2021, dann kann (und wird) das Leben wieder so werden, wie es früher einmal war. Zumindest ähnlich. Was bleibt, das sieht man auch in der Gastronomie, ist, dass die Leute bewusster konsumieren. Das gilt auch für den Konsum von Wein.

Heimweg zum Besseren

Dort wird es – und das ist jetzt schon zu merken – auch ein stückweit weg von den Discounterweinen führen, denn mehr und mehr Konsumenten erkannten in der Krise – schlicht weil sie Zeit hatten, sich damit zu beschäftigen - , dass sie für einen oder zwei Euro mehr auch schon Basisweine von namhaften, artisanen Weingütern bekommen. Und dieses Angebot, so erzählen mir Winzer aus Österreich und Deutschland, wird auch angenommen, die Erkenntnis verwertet. Das sind doch gute Nachrichten.

Der letzte Wein von KATE&KON, den ich am Ende dieses Schreibe-Zyklus im Glas jetzt vor mir stehen habe, ist auch eine Art Basiswein, aber einer eines besseren Zuschnitts, es ist der Basis-Barolo von Ceretto aus dem guten Weinjahr 2015.

Ceretto ist eine richtig alte, italienische Weinbaufamilie - diesen Basis-Barolo keltert sie seit 1962. Bevor der weltweite Weinhype begann, also vor 1985, waren die großen, guten und namhaften Winzer des Piemont fast zu Gänze nur Haus- und Hoflieferanten des italienischen Bürgertums – vor allem jenem in Mailand und Turin. Die Familien dort legten sich je Weingut eine Kiste in den Keller und rührten diese erst nach 20 Jahren an – wie es ja normal der Fall sein sollte.

Parker, Piemont & Punkte

Doch dann entdeckte Robert Parker das Piemont und warf mit Punkten nur so um sich. Punkte für Gaja, Punkte für Rocca, viele Punkte für Voerzio. Und auch viele Punkte für Ceretto. All deren Weine wurden in die fünf 747er-Flieger der Alitalia gestellt und flogen subito nach New York. Die Winzer des Piemont wurden sehr wohlhabend. Sei ihnen vergönnt.

Dieser Basis-Barolo ist also auch Vorzeigewein des Weinguts, Einstieg in die Welt der Ceretto-Lageweine. Wie in der Machart des Piemont üblich, besteht die Cuvée dieses Weins, der zu hundert Prozent aus Nebbiolo gekeltert wurde, nicht aus dem Lesematerial nur einer Gegend alleine, sondern aus Traubensäften der eher in der Frucht und der Kraft geerdeten Region um La Morra, die Böden der Lage Brunate zum Beispiel, sowie aus einigen hundert Litern von Trauben der Böden um Serralunga – etwas deftigere, rustikalere und auch delikatere Säfte.

Große, größte Klassik

Das hier ist große, piemontesische Klassik, vier Jahre in mittleren und großen Holzfässern gereift, keine Barriquebombe, sondern ein auf die Lagerfähigkeit gepimpter, klassischer Rotwein – jene Art Kellerkunst, die gerade wieder ziemlich in Mode kommt.

Doch was in Mode kommt ist uns egal, wir orientieren uns nicht am Geschwätz der Follower of Fashion, wir trinken das, was gut ist und gut schmeckt. In der Nase Kirsche, gering Himbeere, gering Cassis, gering auch noch Zwetschke, etwas mehr nasser, roter Boden und feuchte Dachschindeln aus Ton (nach einem Sommerregen), gering Wiesenkräuter (die, deren Namen ich mir nie merke), sehr gering ausgepresste Hagebutte, dann auch Gelbwurz und ein Tick Minze. Im Mund, nach wenig Luft, sehr verhalten, nach einer Stunde Luft aber ein delikater, schöner, im Schluck fester und auch erstaunlich schlank-eleganter Wein. Tiefe Tradition, wie man sie mehr und mehr im Weinbau wieder begehrt. Klar aber: Nicht vor 2025 trinken. Weglegen, drauf freuen und dann glücklich sein.