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Die Wachau - 2018 ist ein kaum vergleichbares Jahr

Das frühe Jahr - Ein Jahrgang ist ein Jahrgang ist ein Jahrgang. Ein Weinjahrgang beschreibt klimatische und immer mehr vor allem mikroklimatische Bedingungen, welchen die Reben von Frühling bis Herbst ausgesetzt sind. Das von Region zu Region meist verschieden, nur selten gibt es in Europa einen Jahrgang wie 1990, der wohl in allen Anbaugebieten der Kontinents gut bis fantastisch geriet, wiewohl zum Beispiel im Bordelais (Bordeaux) die Langstreckentauglichkeit, also die Haltbarkeit der Weine, vom lange unterschätzen Vorgängerjahr 1989 nun übertroffen wird. Soll heißen: Ein Jahrgang ist bei Weinen, die lange im Keller liegen sollen (und das sind gewiss nicht nur Rotweine alleine) nach der Abfüllung und den ersten Jahren noch nicht zu Gänze final zu bewerten.

Bestes Beispiel hierfür ist der Château Palmer aus dem im Bordelais wirklich schlechten Weinjahr 1987, der etwa ab Mitte der Neunzigerjahre einer der besten Vorzeigeweine aus klimatisch miserablen Jahrgängen wurde, ein unerkannter Wonneproppen, der sich ganz vorzüglich entwickelte und auch heute noch, aus Großgebinden (Magnum, Doppelmagnum) geholt, ein nahezu herrlich erfreilicher und wohlschmeckender Rotwein ist.

Aber wir wollen nicht über das Bordelais sprechen, sondern über die Wachau. Und den Jahrgang 2018, den in Bälde vor ihrer Veröffentlichung stehenden Federspiel-, Steinfeder-, und Smaragdweinen dieser österreichischen Traditionsweinregion, die über die Grenzen des Landes hinaus für viele Weinenthusiasten die bekannteste, wenn nicht gar die bedeutendste Weinregion des Landes darstellt. Und das bei einer – mit anderen Flussregionen wie der Mosel und dem Rheingau - vergleichbar geringer Abbaufläche.

Ein exzellentes Weinjahr ist ein Jahr, in dem im Frühjahr kein Spätfrost die Triebe der Reben zerstört, in dem zwischen April und Mitte Juni ausreichend, aber nicht zu viele Niederschläge fallen, in dem im Sommer kräftig die Sonne scheint, aber die Nächte auch Abkühlung bringen, in dem im Spätsommer und Herbst der Hagel ausbleibt, in dem es im August und September noch ein paar Male regnet (aber nicht zu viel) und im dem im Herbst, vor und während der Lesezeit, durchgehend die Sonne scheint. Solche Jahre sind selten seit Beginn der Klimaerwärmung und Klimaveränderung, die mehr Hitze, aber auch mehr Wetterextreme (Starkregen, Unwetter, Spätfröste, Hagel) mit sich bringt. Heutzutage kann man sich solch exzellente Jahre meistens herbeisehnen, aber, auf gut Wienerisch, „In die Haare schmieren“. Trotzdem gelingt es vor allem versierten und erfahrenen Winzern, wie schon all die Jahre zuvor, auch in durchwachsenen Jahren große bis exzellente Weine zu keltern. Wie den vorhin erwähnten Chateau Palmer aus 1987.

2018 war ein weiteres extremes Jahr in Sachen Hitze und Dürre. Auch wenn viele Menschen außerhalb agrarischer Tätigkeiten das gar nicht verinnerlicht haben. Und 2018 ist in ganz Österreich trotzdem ein sehr gutes, mancherorts auch hervorragendes Weinjahr geworden. Auch in der Wachau. Vor allem in Sachen Ertrag. Ausnahme Wachau, wo Anfang September heftiger, andauernder Regenfall die Trauben anfällig für Pilzerkrankungen machte. Gute Winzer arbeiten dann, wie so oft mit Händen und Fingern und selektieren das befallene Lesegut durch Rausschneiden. Soll heißen: Aus der Wachau gibt es 2018 eine Menge guter Weine, aber leider weniger Flaschen als die Weinhändler benötigen. 2018 ist also ein Jahr, in dem man sich die Wachauer Federspiel- (auch die sind haltbarer als man gemeinhin annimmt) und Smaragdweine schnell sichern sollte. Denn viele werden nicht zur Verfügung stehen.

2018 belohnte und bestrafte alle Sorten gleichermaßen. Soll heißen: es ist kein Jahr, in dem die Veltliner besser gerieten als die Rieslinge oder umgekehrt (eine Behauptung, die, gegebenenfalls zum Einsatz kommend, ohnehin meistens nur ein Verkaufsargument weniger versierter Winzer ist). Es ist jedoch gut daran gelegen, die Aufmerksamkeit in Sachen Wachau auch auf die „Sondersorten“ zu lenken, jene Weißburgunder, Grauburgunder, Traminer und andere, die auf den Terrassen und in den Frauenweingärten nur eine geringe Anzahl Rebstöcke besetzen können.

2018 war (nicht nur) in der Wachau das früheste Jahr in der Weingeschichte seit Jahrzehnten, viele Winzer sagen, das schnellst durchlaufende Jahr überhaupt. Der Winter ging praktisch gleich in den Sommer über, es gab quasi nur ein sehr kurzes Frühjahr und die Reben trieben ungefähr ein Monat früher aus als sonst in der Region. Im Sommer dann fiel von Juli bis Anfang September nur gering bis gar kein Regen, doch die Stöcke, vor allem jene, die tief wurzeln, kamen mit den neuen, südeuropäischen Verhältnissen erstaunlich gut zurecht.

Die Ernte begann früh, oft schon Mitte bis Ende August, und mancher Winzer hatte das erste Mal in seinem Leben im Oktober keine Trauben mehr zu ernten. Andere Winzer wiederum, jene, die die Trauben auch bei voller physiologischer Reife ernten wollten, ließen ihre Veltliner, Rieslinge und andere ein paar Wochen über die Erntemöglichkeit hinaus auf den Stöcken hängen: ein Risiko, das sich gelohnt hat, denn das bedeutet, dass es 2018 auch viele Smaragdweine geben wird, die man für zehn Jahre und länger im Keller vergessen kann. Weil sie erst 2028 so richtig trinkreif sein werden, nein, besser gesagt: bei welchen erst 2028 die Trinkreife beginnt. Dem muss aber hinzufügt werden, dass die meisten, der lang lagerfähigen Wachauer Weißweine ausgerechnet in den ersten beiden Jahren nach ihrer Abfüllung ganz großartig schmecken - so, als wollen sie auf ihre Kraft und ihr Trinkvergnügen im Alter Hinweis geben.

2018 ist ein kaum vergleichbares Jahr. Doch gab es in der neueren Geschichte des Wachauer Weinbaus sehr wohl ein sehr ähnliches Jahr: das Jahr 2003. Damals, als man das erste Mal von einer merkbaren Klimaveränderung im Weinbau zu sprechen begann, folgte einem fast normalen, etwas verkürzten Frühjahr ein schier unglaublich langer Dauersommer, der sich fast bis zur frühen Ernte hinzog. Viele Weinkritiker sprachen damals gleich von einem „Weinjahr ohne spannende Weine“. Doch diese Schreibe wurde ab etwa 2012 mit Irrtum gestraft, dann nämlich, als viele gebunkerte Smaragdweine aus 2003, die sich zuvor oft als unzugänglich erwiesen, geschmacklich zu blühen begannen und ganz plötzlich auch die beanstandete, fehlende Spannung und Lebendigkeit vorwiesen. Fazit: Glaube nie dem zu schnell geschriebenen Wort.